Tag 1: Narsarsuaq & Brattahlíð
Der erste Tag meiner Reise nach Grönland startet früh. Sehr früh. Ich bin bereits gestern in Kopenhagen angekommen und habe diese wunderschöne Stadt erkundet. Allen Nachmachern sei gesagt: Ein Tag reicht nicht. Es gibt so viel zu entdecken, man sollte sich also schon zwei oder gar drei Tage für Kopenhagen nehmen.
Vom Hilton Airport Hotel, dem Ausgangspunkt unseres Abenteuers, erreicht man die Innenstadt in wenigen Minuten mit der Metro. Erster Anlaufpunkt eines jeden Touristen ist sicher die langgezogene Fussgängerzone. Es lohnt sich in jedem Fall, mal in die rechts und links abgehenden kleinen Querstrassen zu schlendern. Dort findet man sie, die kleinen Cafés und Bars mit dem ganz besonderen Charme, den man in einer Grossstadt nicht unbedingt erwartet und daher umso mehr geniessen sollte.
Wie gesagt, der erste Tag startete früh, denn es ist Ferienzeit und der Copenhagen Airport ist ein sehr frequentierter. Darüber hinaus sollte man mit einem Rucksack voller Kameras, Objektiven und Akkus immer etwas früher am Sicherheitscheck eintreffen. Je nach Beamten kann die Kontrolle mit Elektrokram sehr sehr umfangreich und zeitintensiv sein.
Air Greenland Flug GL785 bringt uns in viereinhalb Stunden zu unserem Zielflughafen: Narsarsuaq. Ein Kleiner Flughafen im Nichts. Der Anflug an sich ist ein echtes Erlebnis. Die Boeing gleitet im Sinkflug zwischen hohen, rechts und links vorbeiziehenden Bergen, hindurch, ein spektakuläres Gefühl. Die Szenerie erinnert an Luke Skywalkers Anflug auf den Todesstern. Und ähnlich wie der Jedi hat auch unser Kapitän alles im Griff. Nach einem kurzen Schwenk über den Fjord landen wir ruhig und sicher am Narsarsuak Airport. Von diesem Flughafen starteten damals die sogenannten Rosinenbomber, welche die Berliner Bevölkerung per Luftbrücke versorgte.
Der Hafen, an dem unser Schiff, die MS Cape Race, auf uns wartet, ist nur zwei Autominuten vom Flughafen entfernt. Bevor wir jedoch die Kabinen beziehen steht auch schon die erste Exkursion an. Mit zwei Zodiaks überqueren wir den Fjord und besichtigen Qassiarsuk (heute Brattahlíð), die erste bekannte Siedlung Grönlands, im Jahre 985 vom isländischen Wikinger Erik dem Roten entdeckt und gegründet.
Neben den Resten der alten Siedlung kann man hier originalgetreue Nachbauten der damaligen Häuser besichtigen und sich so ein Bild der damaligen Lebensverhältnisse machen. Es wurden u.A. ein sogenanntes Langhaus sowie eine kleine Kirche errichtet. Von einem Hügel schaut die Statue von Leif Erikssons über den Fjord. Von dieser Stelle ist er als erster Europäer Richtung Amerika gesegelt.
Zurück auf dem Schiff starten wir richtung Westen und gleiten zwischen kleineren Eisschollen und Eisbergen den Fjord entlang. Hier erlebe ich zum ersten Mal, was schon so viele Leute in ihren Berichten zum Ausdruck bringen wollten, was man aber doch nur schwer in Worte fassen kann. Natur, Ruhe, Weite. Ich merke, wie langsam die Last der modernen Zivilisation von meinen Schultern fällt. Keine Anrufe, keine Mails, keine Reizüberflutung. Die Erdung geschieht schneller, als ich es erwartet habe. Denke ich zu diesem Zeitpunkt. Später werde ich eines Besseren belehrt. Erstmal fühl ich mich aber unglaublich runtergefahren. Dazu trägt sicher die atemberaubend schöne Kulisse des Fjordes bei, wobei es schon etwas grotesk wirkt sich bei weit über 20 Grad im T-Shirt durch ein Meer von Eisbergen zu schlängeln. In Worte ist dies schwer zu fassen.
Wir ankern an einer ruhigen Stelle neben einem Wasserfall, ein Teil der Gäste angelt mit der Crew unsere Vorspeise für das bevorstehende Abendessen. Die Intimität dieser kleinen Gruppe lässt tatsächlich nicht das Gefühl einer durchstrukturierten Kreuzfahrt aufkommen, vielmehr freuen sich alle auf ein Expiditionserlebnis der besonderen Art, darauf, Gegenden zu erkunden und Orte zu entdecken, vernab der touristischen Ausflugsziele der grossen Luxusliner.
Im Laufe des Abends macht sich die Zeitverschiebung von 4 Stunden nach und nach bemerkbar, und während sich das Schiff auf den Weg zum nächsten Stop macht freut sich jeder auf sein Bett.
Die Bilder des Tages zum durchklicken
Hola Jens, viel Spass Dir! Hatten heute calima und 42 Grad vor der oficina am Center in Costa Calma und ich wäre lieber auf Grönland gewesen! Obwohl ich wette, dass es den Eisbären bei Euch auch viel zu warm war!
Hey Micha!
Der erste Tag war wirklich extrem warm. Der zweite schon nicht mehr so. Aber es gibt ja kleidungstechnische Zwiebeltaktiken!
Dir noch ne gute Zeit im Süden!