Tag 7 – Auf zum Gletscher!
Die Nacht begrüsst uns noch mal mit 2 Meter hohem Wellengang und ich verzichte wohlweisslich auf das Abendbrot. Anscheinend sind alle Anderen an Bord seetauglicher als ich. Ich sag´s mal so: Im liegen geht es. Vomex macht müde, 2 Vomex machen müder. Gedopt schlafe ich seelenruhig ein und erwache bei herrlichem Sonnenschein und ruhiger See. Perfekt!
Kapitän Kim manövriert uns durch kleine und ein paar grössere Inseln, bis wir am Anfang eines 10 Kilometer langen Fjordes stehen – dem Sermiliguaq-Fjord. Vor uns liegt das mit Abstand atemberaubendste, was ich an Landschaft in meinem Leben gesehen habe – zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt, wir haben ja noch ein paar Tage.
Das Boot ankert und wir steigen in die Zodiacs. Hier ist niemand ausser uns, die üblichen Kreuzfahrtschiffe können hier nicht hin. Die Seiten des Fjordes bilden schroffe, viele Meter hohe Granitfelsen. Die ersten Vögel kreisen um uns herum und liefern sich einen Modelwettbewerb vor meiner Kameralinse. Wahnsinn. Wir fahren einige Zeit den Fjord herein und bekommen vor lauter Ehrfurcht kaum die Münder zu, da erscheint auf der rechten Seite ein riesiger Wasserfall. Links und rechts des Wasserfalls nistet die Dreizehenmöwe. Nicht eine, nicht zehn, hunderte, ja tausende. Die Guides stellen die Motoren ab – es ist eine unfassbare Geräuschkulisse wie ich sie noch nie in meinem Leben wahrgenommen habe. Natur pur. Spätestens jetzt zählt keine Mail mehr, sind das Handy, der Alltag und der Stress vergessen.
Wir fahren weiter den Fjord hinauf (oder hinab?), und am Ende des spiegelglatten, hellgrünen Wassers erscheint der Gletscher. Mit den Schlauchboten können wir problemlos am Ufer anlanden und uns den Eismassen nähern. Das Jahrtausende alte Gletschereis ist gespickt mit Geröll, das im Laufe der vielen Jahre mitgeschoben wurde. Wenn man genau hinschaut findet man auch hier, in der hintersten Ecke der Welt, vereinzelte arktische Weidenröschen.
Nach dem Erkunden der eisigen Gegend machen wir uns auf zu den Booten um zurück zum Schiff zu fahren. Vor lauter Schönheit und Andacht ist uns nicht aufgefallen, dass uns das Schiff gefolgt ist. Auf einmal lag es direkt vor uns in der Bucht des Fjordes vor Anker, sodass die Fahrt in den Zodiacs keine Minute dauerte. An dieser Stelle möchte ich mich mal mit dicken Grüssen und voller Dank bei der Schiffscrew bedanken. Vor allem bei Superkoch Phillip „Kukkeluk“ Tschabold und der Superserviceheldin Johanna Behrisch, die uns bei strahlendem Sonnenschein und in der unglaublichsten Gegend, die ich je gesehen habe, mit einem Barbecue an Deck empfangen!
Diesen Tag werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen, und ich bin mir sicher: Auch niemand sonst an Bord. Nach dem Essen wird der Anker gelichtet und es geht weiter Richtung Polarkreis. Das Wetter ist ein Traum, wir sehen unseren letzten Sonnenuntergang, ab morgen bleibt es nachts taghell.